Praktische Erinnerungskultur: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Mai 2019, 16:59 Uhr
"Konzepte und Strategien des Erinnerns im öffentlichen Raum", SoSe 2014, Christian Heck
Ich wußte es, aber ich habe es nicht geglaubt. Und weil ich es nicht geglaubt habe, wußte ich es nicht. --Raymond Aron
Inhaltsverzeichnis
- 1 praktische Erinnerungskultur
- 2 Bewußtsein-von
- 3 Psychologische Distanz
- 4 Der Wert des Menschen
praktische Erinnerungskultur
Erinnerungskultur die in den Alltag greift und welche auch im Alltag angewandt werden kann
Erinnerungskultur, welche konkret die Reflektion des eigenen Daseins im Hier & Jetzt anstrebt
.
.
.
.
Bewußtsein-von
Seit den Enthüllungen von Edward Snowden, spätestens, doch eigentlich schon früher, nur war mir nicht bewußt in welchem Ausmaße,
denn nein, mir war nicht bewußt, dass alle meine Netzaktivitäten in Form von sogenannten Metadaten aufgezeichnet werden,
und nein, ich dachte nicht, dass Mitglieder der EU maßgeblich dazu beitragen, selbst die Inhalte dieser Datensätze zu sammeln,
und nein, ich wußte nicht in welchem Ausmaß der neue Monsterkomplex der NSA in Utah, bald dazu in der Lage sei auch all die gespeicherten Daten von uns auszuwerten,
und nein, ich dachte nicht, selbst nach dem Echelon-Skandal, selbst nach dem Bundestrojaner selbst nach,,,
war ich immer noch so naiv, zu glauben, dass alle anderen, nur nicht unser Bundesstaat, selbst ein großes Interesse daran trägt die Bevölkerung,
- also mich und mein Umfeld,
- zu überwachen,
- zu analysieren,
- auszuwerten und
- gegebenenfalls einzuschreiten,
- falls ich nicht in das geordnete System hinein passe,
- mit kleinen Repressionen,
- die jedoch auch zu großen werden können,
- ja sogar
- bis hin zum Mord.
Wenn demokratische Staaten,
Wenn die europische Union, Forschungsprojekte im Rahmen von FP8 (indect, horizon 2020, Forschungsprojekt FP7) ins Leben ruft,
- als "All seeing Eye"
- den einzelnen Bürger auf Schritt und Tritt verfolgt
- und somit auch
- sein Verhalten kontrolliert,
- eine Selbstzensur fördert,
- ja sogar
- unabdingbar macht.
ab 3:09 min
Wenn z.B. ein Programm Namens Indect, welches in diesem Jahr abgeschlossen wird, dazu in der Lage ist,
- Überwachungskameras der Bahnhöfe etc.
- aber auch im privaten Sektor,
- mit biometrischer Gesichtserkennung,
- mit (Kameras auf der Straße)
- automatischer Nummernschilderkennung,
- mit kleinen Drohnen die über die Stadt fliegen
- um Einzelpersonen sowie Gruppen zu verfolgen,
- aber auch im privaten Sektor,
einfach nur aus dem Grunde heraus,
- weil sein Verhalten (verhaltensalgorithmen) (ein Algorithmus der mit Hilfe von Schauspielern, die Körperhaltungen in gefährlichen Situationen simulieren)
- auffälig scheint,
Wenn in Echtzeit ein Abgleich
- mit meinen Daten die ich auf Facebook und anderen Social Networks hinterlasse,
- meine Kommunikationspartner
- mit denen ich telefoniert habe,
- die Wege die ich zurücklegte mit
- meinem Smartphone
- oder einfach nur meinem Handy in der Tasche...
Wenn solche Programme die Zukunft von demokratisch gewählten Regierungen für mich den einzelnen Bürger darstellen.
Wenn die EU oder Barack Obama, für solch totalitäre Taktiken sogar noch den Friedensnobelpreis erhalten.
ein geheimer Krieg?
http://www.livingunderdrones.org/
Als die deutsche Bundesregierung im Juni 2013 einen Fall wieder einstellte, mit der Begründung: "Eine Tötung sei in einem solchen Fall »völkerrechtlich zulässig und damit strafrechtlich gerechtfertigt«" erklärte sie in einem Nebensatz: "Beim Ausnutzen des Überraschungseffektes handele es sich um eine »zulässige Kriegslist«".
Quelle: »neues Deutschland« Dienstag, 13.5.2014
Worum ging es in diesem Fall?
Und von welchem Krieg sprechen wir hier?
Am 4. Oktober 2010 wurde im pakistanischen Mir Lai, durch einen Drohnenangriff Bünyamin E., ein mutmaßlicher Angehöriger einer islamistischen Kämpfertruppe getötet. Da das Opfer einen deutschen Pass besaß, waren die deutschen Behörden von Amts wegen zu Ermittlungen gezwungen.
"Da er nach Auffassung der Ermittler (...) an den Kämpfen in Nordpakistan teilnehmen wollte, war er ein legitimes militärisches Ziel und seine Tötung weder ein Kriegsverbrechen noch ein staatlicher Mord"
^ ^ ^ Artikel: TAZ »Drohnentod war "gerechtfertigt"«, Christian Rath
Ich möchte hier auf eine Eigenart der vorhergehenden 3 Sätze aufmerksam machen.
Eine Eigenart, die man immer häufiger spürt, oder besser gesagt, zu spüren bekommt, nicht nur in diesm Zusammenhang aber auch.
Ich möchte aufmerkam machen auf den Begriff: "mutmaßlich"
sowie auf "wollte teilnehmen" im Gegensatz zu "hat teilgenommen"
was soviel heißt wie:
- Er könnte potentiell irgendwann einmal eine Straftat begehen.
- Er könnte jemanden, einen Menschen verletzen, oder ein Staatssystem verwunden.
- Irgendwann einmal.
- Vielleicht.
- Vielleicht aber auch nicht.
allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Im Jahre 1948 haben "die Mitgliedsstaaten sich verplichtet, (...) auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken."
Artikel 11
- 1. Jeder der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht als unschuldig zu gelten, solange seine Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.
diesen zweiten Absatz schreibe ich mit dazu, da aufgrund gesammelter Daten in der Vergangenheit, schon einige Urteile im Nachhinein, nach Gesetzgebung zu dem späteren Zeitpunkt, ausgesprochen wurden. (Nicht nur in Amerika, auch in Deutschland)
- 2. Niemand darf wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem oder internationalem Recht nicht strafbar war. Ebenso darf keine schwerere Strafe als die zum Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung angedrohte Strafe verhängt werden.
Das Drohnenprogramm
- Wie reagieren die Deutschen auf die von amerikanischer Seite aus gesteuerten tödlichen Drohneneinsätze?
- Welche Rolle spielen die Deutschen im »War on Terror«?
Und:
- Von welchem Krieg sprechen wir hier eigentlich?
In Deutschland sind 43 000 US-Soldaten stationiert USA betreibt in Deutschland fast 40 militärische Stützpunkte Drei Milliarden Dollar gab die US-Regierung im Fiskaljahr 2012 in Deutschland aus. Mehr brauchten sie nur in Afghanistan Von den Stützpunkten Ramstein und Stuttgart aus, steuern amerikanische Soldaten den blutigen Drohnenkrieg in Afrika und üben kontinuierlich mit 57 Drohnen über deutschem Boden Quelle: SZ, Freitag, 15.11.2013, Artikel: »Der geheime Krieg«
„Im Luftwaffenstützpunkt Ramstein laufen wirklich alle Informationen zusammen, wie durch einen Trichter“, sagte der ehemalige US-Drohnenpilot Brandon Bryant im NDR-Magazin „Panorama“. Von der Drohne gelieferte Bilder würden in Ramstein in einer Einheit namens DGS (Distributed Ground System) ausgewertet. Dort soll sichergestellt werden, dass die von der Drohne aus abgefeuerte Rakete die richtige Person tötet. Ähnliches hatten die beiden Medien bereits im Vorjahr berichtet. Damals ging es aber nur um die Beteiligung an Drohnenangriffen in Afrika, insbesondere in Somalia. In die Auswahl der Ziele sei auch die US-Kommandozentrale für Afrika (Africom) in Stuttgart einbezogen, hieß es damals. Neu ist, dass die Einheit aus Ramstein in die Steuerung der ungleich zahlreicheren US-Drohnenangriffe in Pakistan einbezogen ist. Deutschland sei die „Schaltzentrale“ im US-Drohnenkrieg, betont „Panorama“. http://taz.de/Rechtslage-zu-Drohneneinsaetzen/!136280/
Völkerrechtlich sind diese gezielten Tötungen, mit unzähligen "unschuldigen" (doch wer ist hier schuldig und wer nicht?) Opfern, sogennante Kollateralschäden, nicht nur fragwürdig sie sind in meinen Augen schlicht und einfach,
für mich ist das Mord.
- Mord von deutschem Boden aus gesteuert, von Rammstein. [1]
- Mord aufgrund der Weitergabe deutscher Behörden, von Telefonnummern, Datensätzen von Menschen, an amerikanische Behörden, welche (eine beliebte Vorgehensweise) die gesuchten Handys orten und so "gezielt"
einen Schuß auf das Mobilfunktelefon abfeuern.
Eine Geschichte:
"Als bei einem Hubschrauberangriff im Februar 2011 dreiundzwanzig Gäste einer afghanischen Hochzeit getötet wurden, konnten die in Nevada auf Knöpfe drückenden Bediener der Aufklärungsdrohne die Schuld für ihren Irrtum auf die Informationsüberflutung schieben und sich darauf berufen, daß ihre Bildschirme mit Daten »vollgerotzt« würden - sie verloren den Überblick, gerade weil sie auf die Bildschirme schauten. Zu den Opfern des Bombardements gehörten auch Kinder, aber das Bedienpersonal »hatte sie inmitten des Strudels von Daten übersehen« - »wie ein Büroangestellter, dem in den täglichen Mailfluten eine dringliche Nachricht entgeht«. Und dem niemand vorwerfen könnte, daß er sich damit unmoralisch verhalten habe..."
buch::Zygmunt Baumann::Daten, Drohnen, Disziplin s. 114
das Drohnen-Programm:
- das Drohnenprogramm wurde 2001 von busch inititiiert
- in der EU soll es 2020/2021 abgeschlossen sein
- in der Busch-Regierungszeit wurden nur 5% der drohneneinsätze durchgeführt
- bei Obama die restlichen 95%
- das hat mehrere gründe, aber vor allem eben da die Technologie nun weiter ist...
- bei Obama die restlichen 95%
70-80 Länder setzen momentan Drohnen ein (Spionage / Aufklärung etc.)
3-4 Länder entwickeln, bzw. verkaufen Drohnen
- RUS (nicht sicher),
- USA
- Predator
- Reaper
- GB
- Israel
- Heron
- Frankreich
- China
Opferzahlen
- Opferzahlen werden generell nicht offiziell bekannt gegeben!
- weder von Afghanistan, Lybien, Somalia, Jemen...
- die UK, welche die Drohneneinsätze in Afghanistan leiteten, gab gar nichts bekannt, obwohl im englischen Gesetz verankert ist, dass die Regierung Auskunft geben muß!
- große Dunkelziffer:
Afghanistan (UK): in die Tausende Pakistan (US): min 3500 (-7000?) Menschen
bessere Treffgenauigkeit?
- keineswegs treffen Drohnen besser als z.b. von Menschenhand gesteuerte Kampfbomber+Raketen
- im Gegenteil
- bei Drohnenangriffen werden 10-mal mehr Zivilisten getötet als mit Kampffliegern
- im Gegenteil
...auch ein Grund dafür ist, dass der Mensch im Kampfbomber noch in letzter Sekunde umkehren kann, wenn er sieht dass das Ziel eine Fehlentscheidung war
Mensch als Data
Was heißt das?
- Erstens, dass der Mensch auf einen, oder mehrere Datensätze reduziert wird, um ihn als solches dann, durch Korellation zu analysieren und durch diese, zukünftiges Verhalten dieses Datensatzes vorherzusagen.
Zweitens, dass der Mensch getötet wird, doch stets in der Annahme, dass es sich hierbei um einen Datensatz handelt, nicht um einen Menschen, nein ich tötete an einem per GPS georteten Ort, tötete ich ein Mobiltelefon.
Die folgende Aussage einer Forschergruppe mit Wissenschaftlern der Harvard-Universität und des Massachusetts Institute of Techonology (MIT) verrät uns wie sicher sich Wissenschaftler und das Militär sind, dass das:
- Handy = Mensch
"Nur vier zufällig ausgewählte Punkte zu Ort und Zeit sind notwendig, um 95% der Nutzer zu identifizieren. Mit höchstens elf Ort-Zeit-Informationen gelingt das für jeden Nutzer."
Hierbei möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass es eine gängige Methode unter den so called "Terrorists" ist, regelmäßig die Sim-Karten aus ihren Mobiltelefonen zu nehmen, sie in einen Topf zu werfen, ihn zu schütteln, und ein jeder nimmt sich dann eine neue Nummer, die Nummer eines Anderen, eines potentiellen zukünftigen Opfers eines Drohneneinsatzes.
Free Chelsea Manning
2010 veröffentlichte Wikileaks, das von Chelsea Manning geleakte Video
"Collateral Murder".
Der Prozess gegen Manning begann am 3. Juni 2013 vor einem Militärgericht in Fort George G. Meade.
Am 30. Juli 2013 wurde Manning in 19 von 21 Anklagepunkten, neben militärischen Regelverstößen auch wegen „Diebstahls“ und fünf Fällen von „Spionage“, schuldig gesprochen.
Ihr drohten maximal 90 Jahre Haft.
Vom Anklagepunkt „Unterstützung des Feindes“ sprach sie das Gericht frei.
Am 19. August forderte die Anklage 60 Jahre Haft für Manning.
Die Verteidigung plädierte auf höchstens 25 Jahre.
Am 21. August 2013 wurde das Strafmaß auf 35 Jahre festgesetzt.
Manning spielte WikiLeaks vertrauliche Dokumente zu.
Zu den von Manning weitergegebenen Videos zählen unter anderem die Videoaufnahmen des Beschusses und Todes irakischer Zivilisten und Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters durch einen amerikanischen Kampfhubschrauber am 12. Juli 2007 in Bagdad, die von WikiLeaks unter dem Titel Collateral Murder bearbeitet und veröffentlicht wurden, möglicherweise auch Aufnahmen des Luftangriffes bei Garani am 4. Mai 2009 im Westen Afghanistans.
'In den Dokumenten finden sich allein 303 Fälle von Folter durch ausländische Einheiten im Irak im Jahre 2010.'
Auch die Informationen, die Ende November 2010 zu der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks und im April 2011 zur Offenlegung von Informationen über das Gefangenenlager Guantanamo führten, gehen auf sie zurück.
DAS URTEIL:
1. Anklagepunkt | Hilfe für den Feind | Höchststrafe: Todesstrafe |
---|---|---|
Unterpunkt 1 | wissentliche Weitergabe von Infos an den Feind | nicht schuldig |
2. Anklagepunkt | Fehlverhalten von Armeeangehörigen | Höchststrafe: unehrenhafte Entlassung. Je 2 Jahre Haft für Unterpunkte 1, 2 und 14. Je 10 Jahre Haft für alle anderen Unterpunkte |
Unterpunkt 1 | Weitergabe von Infos mit dem Wissen, dass es für den Feind zugänglich ist. | schuldig |
Unterpunkt 2 | Spionage, Weitergabe des Videos, das einen US-Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak zeigt. | minderschwere Schuld |
Unterpunkt 3 | Spionage, Memorandum eines US-Geheimdienstes | schuldig |
Unterpunkt 4 | Diebstahl, 380.000 Dateien. | schuldig |
Unterpunkt 5 | Spionage, mehr als 20 Aufnahmen | schuldig |
Unterpunkt 6 | Diebstahl, mehr als 90.000 Dateien | schuldig |
Unterpunkt 7 | Spionage, mehr als 20 Aufnahmen aus der Cidnea-Datenbank | schuldig |
Unterpunkt 8 | Diebstahl, mehr als 700 Aufnahmen aus der Datenbank des US-Süd-Kommandos | schuldig |
Unterpunkt 9 | Spionage, mehr als 3 Aufnahmen aus der Datenbank des US-Süd-Kommandos | schuldig |
Unterpunkt 10 | Spionage, mehr als 5 Aufnahmen bzgl. einer Operation in Afghanistan | schuldig |
Unterpunkt 11 | Spionage, illegales Herunterladen des Videos von tödlichen Angriffen auf Zivilisten durch US-Kampfhubschrauber im Irak | nicht schuldig |
Unterpunkt 12 | Diebstahl, 250.000 Dateien der State-Departement-Datenbank | schuldig |
Unterpunkt 13 | illegale Datenabschöpfung, mehr als 75 Cables des State Department | schuldig |
Unterpunkt 14 | illegale Datenabschöpfung, das Cable "Reykjavik-13" des State Departements | minderschwere Schuld |
Unterpunkt 15 | Spionage, eine Aufnahme eines US-Geheimdienstes | schuldig |
Unterpunkt 16 | Diebstahl, Adressenliste der US Forces | schuldig |
3. Anklagepunkt | Befehlsverweigerung | Höchststrafe: unehrenhafte Entlassung, Haftstrafe von 2 Jahren je Unterpunkt |
Unterpunkt 1 | Umgehen von Sicherheitsvorkehrungen | schuldig |
Unterpunkt 2 | Installation nicht genehmigter Software | schuldig |
Unterpunkt 3 | Installation nicht genehmigter Software | schuldig |
Unterpunkt 4 | Missbrauch von Informationssystemen | schuldig |
Unterpunkt 5 | illegales Abspeichern von Geheiminformationen | schuldig |
Quelle: US Army Military District
"Kein einziger US-Militär ist für den US-Hubschrauberangriff auf irakische Zivilisten und 2 Reuters-Journalisten vom 12. Juli 2007, bei dem auch ein vier Jahre altes Mädchen und ein acht Jahre alter Junge schwer verletzt und ihr Vater getötet wurden, zur Verantwortung gezogen worden."
"Der Soldat Ethan Mc-Cord, der als Teil einer Patrouilleeinheit kurz nach dem Angriff an den Ort der Schlächterei kam, berichtete später detailliert über die menschenverachtenden Anweisungen der Vorgesetzten und ergänzte damit, was auf der Tonspur des von Manning geleakten Helikoptervideos ohnehin schon zu hören ist. ..."
Quelle: TAZ, Artikel: »Aufklärung ohne Folgen«, Bernd Pickert
...Ich möchte noch ein Beispiel geben,
Eine Geschichte:
taz::Artikel:durch die Woche mit Daniel Schulz
"Die Geschichte von Salem. Er, Salem, ein Geistlicher, predigt in der Moschee seines Dorfes gegen al-Qaida, gegen die extremen Ansichten der Terroristen. Eine Woche später kommen drei unbekannte Männer in das Dorf, in Salems Moschee, sie suchen nach ihm. Weil er Angst hat, dass diese Mnner Rache für seine Prdigt nehmen wollen, ruft er seinen Sohn herbei, einen Polizisten. In einem nahen Palmengehölz treffen die fünf aufeinander. Und sterben. Durch den Angriff einer US-amerikanischen Drohne."
"Technologischer Fortschritt" oder aber auch: "Kampfdrohnen sind moralisch"
Ex Verteidigungsminister, de Maiziere: "Wir können nicht sagen wir bleiben bei der Postkutsche, wenn alle anderen die Eisenbahn entwickeln." sein Fazit: "Kampfdrohnen sind moralisch."
Doch auch die derzeitige Verteidigungsministerin sieht den Drohneneinsatz nicht so fragwürdig, wie man eigentlich bei ihr denken sollte.
Sie denkt an ihre Soldaten, die Familien der Soldaten, die angehörigen, was noch sehr gut in das von ihr vermittelte Bild/Image passt.
Nur leider ist auch sie der Ansicht, auch wenn doch aus anderen Hintergründen heraus als noch Herr de Maiziere, doch auch sie setzt sich für die Weiterentwicklung in Richtung automatisierter Kriegsführung ein.
- Drohnen dienen vor allem dem Einsatz der sogenannten 3-D Missionen:
- dalll >> langweilig
- dirty
- dangerous
- Ursula von der Leyen sagte: "der Soldat muß im Mittelpunkt stehen, er muß geschützt werden!"
- z.b. wenn ein Flieger abgeschossen wird, muß der mit dem Fallschirm abgesprungene Pilot aus dem Feindgebiet geholt werden
- bei Drohnen nicht (Selbstzerstörung)
- '99 Krieg gegen Serbien
- reiner Luftkrieg keine einziger Nato-Soldat gefallen
- Libyenkrieg
- 60000 opfer
- kein einziges Opfer auf Nato-Seite
GB + US >> mehr Soldaten die Selbstmord begangen (in den letzten jahren) haben als Soldaten die im Krieg fielen
buch::Peter Strutynski::Töten per Fernbedienung
Psychologische Distanz
»Menschen, Dinge, Ereignisse werden zu "programmierbaren Daten": es geht um "Input" und "Output", Variable, Prozentzahlen, Prozesse und dergleichen, bis jeglicher Zusammenhang mir konkreten Dingen wegabstahiert ist und nur noch abstrakte Graphen, Zahlenkolonnen und Ausdrucke übrigbleiben.«
Joseph Weizenbaum, Informatiker, sowie Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker
...ohne Sound
Adolf Eichmann's Antwort, nachdem die Anklageschrift gegen ihn verlesen wurde:
"Ich hatte mit der Tötung der Juden nichts zu tun. Ich habe niemals einen Juden getötet, aber ich haben auch keinen Nichtjuden getötet - ich habe überhaupt keinen Menschen getötet. Ich habe auch nie einen Befehl zum Töten eines Juden gegeben, auch keinen Befehl zum Töten eines Nichjuden... Habe ich nicht getan."
Hannah Arendt::Eichmann in Jerusalem s. 94
Hannah Arendt beschreibt den Prozess der Arbeitsteilung im Zuge der sogenannten »Endlösung« folgendermaßen:
"Denn es hat niemals ein »Gremium, das beschloß« gegeben, und die »Würdenträger mit Talaren und akademischen Titeln« haben niemals über die Ausrottung der Juden entschieden, sondern sie kamen nur zusammen, um Schritte zu planen, die notwendig waren, den Befehl Hitlers auszuführen."
Hannah Arendt::Eichmann in Jerusalem, s. 90
In einem Experiment Stanley Milgram's, wurden die Versuchspersonen aufgefordert:
- die Hand des Opfers auf die Kontaktplatte für den vermeintlichen Stromschock zu drücken.
- nur 30% befolgten die Anweisungen bis hin zum höchsten Stromstoß
- per Stromschalter an einem Pult die Stromstöße auszulösen
- 40%
- als das opfer außer Sichtweite, so dass nur die wütenden Proteste (vom Tonband) und Schmerzensschreie zu hören waren
- 62,5%
- wurde der Ton ganz abgeschaltet stieg nur noch geringfügig auf:
- 65%
"Der Mensch scheint als »mit den Augen zu fühlen«; je größer die physische und psychische Distanz zum Opfer, desto leichter fiel es den Versuchspersonen, grausam zu sein."
buch::Zygmunt Baumann::Dialektik der Ordnung, s.170
Der maschinenlesbare Körper
"Mit Biometrie wird das Reisen sicherer und einfacher. Die Ausstellung biometrieunterstützter Reisepässe in Europa ist ein Baustein im Kampf gegen organisierte Kriminalität und den internationalen Terrorismus"
Otto Schily (Bundesinnenminister a.D.)
Ausstellungskatalog::Außer Kontrolle, s.122
bios (Leben) & metrein (messen)
Will oder muss man sich gegenüber anderen Personen oder Systemen authentisieren, so nutzt man in der Regel entweder etwas, das man weiß - eine Parole beispielsweise oder ein Passwort, eine PIN oder ein anderes Geheimnis-, oder etwas das man hat - einen Schlüssel, eine Karte, einen Pass oder einen sonstigen Gegenstand. (...) Bei der Biometrie weist man sich aus mit dem was man ist.
Ausstellungskatalog::Außer Kontrolle s.122
Biometrische Verfahren
- Gesichtserkennung
- Gesichtsgeometrie
- Ohrform
- Zahnabdruck
- Handgeometrie
- Handlinienstruktur
- Handvenenstruktur
- Nagelbettmuster
- Fingerbilderkennung
- Iriserkennung
- Retinaerkennung
- Körpergeruch
- DNA (genetischer Fingerabdruck)
...darüberhinaus sogenannte "Soft Biometrics":
dynamische verhaltensbedingte Verfahren:
- Unterschrift / Handschrift
- Sprachmuster
- Sprachfrequenzspektren
- Gangstil 100px
- Lippenbewegungen
- meist im Zusammenhang mit Stimmerkennung
- Tippverhalten auf Tastaturen
Ausstellungskatalog::Außer Kontrolle, s.118
Information als Warenform
Kybernetische Modelle und Denkmuster hatten erheblichen Einfluß darauf, die »Information« als solches abzutrennen von:
- ihren Wurzeln
- den Interessen
- den Belangen der Menschen
Information wurde somit:
- quantifizierbar
&
- nahm Warenform an
Die Informationalisierung des menschlichen Körpers stellen somit einen Zenith von "human as data" dar
"Die Information über den Körper dient als einziger und schlüssiger Beweis für die Identität einer Person"
buch::Zygmunt Baumann::Daten, Drohnen, Disziplin s.164
kurzes Intermezzo:
...als vor einigen Monaten ca 6 Millionen E-mail Accounts gehackt wurden sprach man öffentlich von einem sogenannten Identitätsklau
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1:12 min, ohne sound
Mask Traumatic Imagery To reduce RPA operators' exposure to the stress-inducing traumatic imagery associated with conducting airstrikes against human targets, the USAF should integrate graphical overlays into the visual sensor displays in the operators’ virtual cockpits. These overlays would, in real-time, mask the on-screen human victims of RPA airstrikes from the operators who carry them out with sprites or other simple graphics designed to dehumanize the victims’ appearance and, therefore, prevent the operators from seeing and developing haunting visual memories of the effects of their weapons.74 As envisioned, these overlays would automatically appear on the operators’ video monitors when they launch a weapon at a target on the ground so as not to interfere with the operators' other vital mission tasks, such as tracking possible targets and conducting general reconnaissance. Killing in High Definition: Combat Stress among Operators of Remotely Piloted Aircraft Scott Fitzsimmons, University of Limerick Karina Sangha, University of Waterloo [http://cpsa-acsp.ca/papers-2013/Fitzsimmons.pdf]
"Die Bilder, die sich von jedem Aspekt des Lebens abgetrennt haben, verschmelzen in einem gemeinsamen Lauf, in dem die Einheit dieses Lebens nicht wiederhergestellt werden kann. Die teilweise betrachtete Realität entfaltet sich in ihrer eigenen allgemeinen Einheit als abgesonderte Pseudo-Welt, Objekt der bloßen Kontemplation. Die Spezialisierung der Bilder der Welt findet sich vollendet in der autonom gewordenen Bildwelt wieder, in der sich das Verlogen selbst belogen hat. Das Spektakel überhaupt ist als konkrete Verkehrung des Lebens, die eigenständige Bewegung des Unlebendigen."
Guy Debord::Die Gesellschaft des Spektakels Abs. 2
Der Wert des Menschen
"Der einzige Wert des Menschen, welcher unmittelbar Gegenstand der Statistik sein kann, ist sein Wirtschaftswert. In der Geldwirtschaft ist dies der Geldwert der menschlichen Arbeitskraft"
Dadurch beseteht eine Wesensverwandtheit der Statistik mit der nationalsozialistischen Idee
Der Wert des Menschen errechnet sich für Friedrich Zahn nach den Grundsätzen der Versicherungswirtschaft folgendermaßen:
unter Berücksichtigung von:
- Alter
- Gesundheit
- Berufsgefahren
- noch zu erwartendem Lebenseinkommen
gliedert sich in:
- "Kostenwert" -Aufzuchts- und Ausbildungskosten
- "Ertragswert" -das gesamte Lebenseinkommen
Ertragswert - Kostenwert = Nettoertragswert
- "Nettoertragswert" -das lebende Menschenkapital / das organische Volksvermögen"
"Die Erfassung der verschiedenen Risiken, welche den Ertragswert in den einzelnen Berufen und Altersstufen duch Sterblichkeit, Unfall, Krankheit, Invalidität, Arbeitslosigkeit, Nichterreichung des Berufsziels (Gescheiterte!) in verschiedenem Maße drohen, setzten eine weitgehende Differenzierung der Sterblichkeitsstatistik, der Krankvénversicherungsstatistik, der Statistik der Invaliden- und Unvallversicherung, der Arbeitslosenstatistik sowie der Schul- und Prüfungsstatistik nach Alter und Beruf voraus."
...sie trennten die Produktiven von den Unproduktiven, die Nützlichen von der Unnützen
Aufgrund verschiedener Kalkulationen, kostet eine geisteskranke Person den Staat ca. RM 1500 jährlich, ein Schüler in der Hilfsschule RM 300, ein Volksschüler RM 100, ein Schüler in Mittelschulen oder Oberschulen ungefhär RM 250."
3ww::Adolf Dorner::Lehrbuch für Mathematik an Höheren Schulen (1935/36) Aufg. 96
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.91- ...
Die Erfassung der Wertlosen
Die »nutzlosen Esser«, die, deren Leistungsbilanz dauernd in den roten Zahlen blieb und aufgrund ihres Gesundheitszustandes bleiben mußte, wurden sortiert und vernichtet.
Vorausgegangen ist ein Frage/Meldebogen der Medizinalverwaltung unter dem Stichwort Planwirtschaftliche Erfassung der Heil- und Pflegeanstalten.
Zu melden waren Patienten, die länger als fünf Jahre in Anstalten waren, als Kriminelle verwahrt wurden oder laut Merkblatt an Schizophrenie, Epilepsie, Senilitt, Schwachsinn oder »therapie-refraktär«, an Paralyse litten und »in den Anstaltsbetrieben nicht oder nur mit mechanischen Arbeiten (Zupfen etc.) zu beschäftigen sind«.
Die Erwachsenen-Euthanasie im Nationalsozialismus begann am 21. September 1939 mit einem Erlass zur Erfassung sämtlicher psychiatrischer Anstalten. Zeitgleich wurden im Osten bereits mehr als 10.000 psychisch Kranke durch Erschießungen oder Gas ermordet
»Was ist bisher in den einzelnen Anstalten geleistet bzw. desinfiziert worden?« Anstalten *Grafeneck *Bernburg *Hartheim *Sonnenstein *Hadamar von Januar 1940 bis August 1941: 70274 Getötete Brandt erstellte im Jahre 1942 eine statistische Hochrechnung über 10 Jahre hoch, resultierend aus den ersten Jahren der Anstaltstötung: wirtschaftlicher Erfolg an eingespartem Essen, Wohnraum, Mänteln, Hemden etc. Hochrechnung der eingesparten Leistungen: RM 885 439 800 bis 1951
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.94
Am 18. August 1939, zwei Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden Hebammen, Geburtshelfer und Ärzte mit einem Erlass aufgefordert, behinderte Neugeborene zu melden – dies galt rückwirkend auch für Kinder bis zu drei Jahren.
Die Zahl der zwischen 1939 und 1945 ermordeten Kinder wird auf mindestens 5.000 geschätzt.
Maschinenlesbare Werte
Hollerith Lochkarten
- Informationen mit Hilfe von Lochschrift formalisieren:
- Diese Lochschrift basiert auf dem Dezimalsystem (3 Löcher 0-999 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten)
- für Volkszählung 1933, von 45 Spalten auf 60 Spalten erweitert:
- Begründung:
"Es (ist) heute noch nicht zu übersehen, ob man sich...nicht noch entschließt, aus irgendwelchen staatspolitischen Erwägungen heraus weitere angaben aus der Haushaltsliste auf die lochkarte zu übernehmen. Die Verwendung der 45spaltigen Lochkarte würde dies nicht gestatten"
Hollerith Nachrichten, Heft 28/1933
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.17
Nach der Volkszählung von 1939 gab es nach NS-Definition 330.539 Juden (davon 297.407 Glaubensjuden), 71.126 „jüdische Mischlinge ersten Grades“ (darunter 6.600 mosaischen Bekenntnisses) und 41.454 „jüdische Mischlinge zweiten Grades“.
Absonderung der Abnormalen
"In dem Satistischen Bureau in Kopenhagen unter Leitung des Herrn Direktors Kowfoed wurde von dem Dezernenten der Hollerith-Abteilung Herrn Elberling eine sehr sinnreiche Vorkehrung getroffen, duch welche das Soritieren von 4,7 Millionen Karten gespart wurde. Es gab etwa 100 000 abnormale Menschen in Dänemark, die in dreierlei Weise abnormal sein konnten, nämlich bezüglich Gebrechen, der Religion und des Militärverhältnisses. Bei der gewöhnlichen Sortierungsmethode hätte man die sämtlichen Karten dreimal sortieren müssen, um die drei Abnormalitäten abzusondern (...). Es wurde nun ein Sortiermaschinenbürstenhalter angefertigt, welcher anstatt einer Bürste drei Bürsten enthielt..."
3 Abnormalitäten ///---/// 3 Bürsten
Hollerith Mitteilungen, Nr. 3, 1913
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.18
„Er“ [der völkische Staat] „muß dafür Sorge tragen, dass nur wer gesund ist, Kinder zeugt, dass es nur eine Schande gibt: bei eigener Krankheit und eigenen Mängeln dennoch Kinder in die Welt zu setzen […].“
Gemeinschaftsunfähige
"Gemeinschaftsunfähige sind, wer nach seiner Gesamtpersönlichkeit nicht in der Lage ist, den Mindestanforderungen der Volksgemeinschaft an sein persönliches, soziales und völkisches Verhalten zu genügen"
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.107
Als „asozial“ oder – synonym – „gemeinschaftsfremd“ galten sämtliche als minderwertig eingeschätzte Menschen aus den sozialen Unterschichten, die nicht oder ungenügend arbeiteten beziehungsweise unangepasst lebten.
Darunter fielen aus sozialhygienischen Gründen insbesondere:
- Bettler,
- Landstreicher,
- Jenische „nach Zigeunerart herumziehende Landfahrer“,
- Homosexuelle,
- Prostituierte,
- Zuhälter,
- arbeitsunwillige Fürsorgeempfänger,
- Alkoholiker,
- deklassierte Unterschichtsfamilien,
- sexuell freizügige Frauen
- Personen, die Unterhaltsverpflichtungen vernachlässigten.
- Landesverräter
- Rassenschänder
- wegen Abtreibung straffällige
- sexuell Hemmungslose
- Süchtige
- Trinker und Prostituierte
- »heimliche« Juden
- »heimliche Prostituierte«
- "Die zahlenmäßig größte Gruppe der Gemeinschaftsunfähigen wird durch die Arbeitsscheuen und gewohnheitsmäßigen Schmarotzer gebildet."
- Sinti und Roma galten qua ethnischer bzw. rassischer Zugehörigkeit als „geborene Asoziale“.
Die so genannten „Schwachsinnigen“ wurden „Asoziale“ in „Trinkerlisten“ und „Sippenakten“,
Homosexuelle in „rosa Listen“ erfasst.
Die so genannten Asozialen waren von Eheverboten, Sterilisation, Asylierung und Internierung betroffen.
„Asoziale“ Männer wurden in Konzentrationslagern, „Asozialenkolonien“ oder „Arbeitserziehungslagern“ Zwangsarbeit unterworfen.
Eine unbekannte Zahl von Insassen überlebte die Lagerbedingungen nicht.
Vermeintlich „asoziale“ Jugendliche wurden zur Disziplinierung in Jugendkonzentrationslager interniert.
das Gesundheitspassarchiv GPA
Bsp. Hamburger Gesundheitsbehörde:
erstellte 1934 ein umfangreiches Untersuchungsformular: Nach jeder Untersuchung füllte der Arzt dieses Formular ohne Wissen des Probanden aus und schickte es an die Gesundheitsbehörde.
Unter dem Motto »gesundheitliche Gesamtbeobachtung des Lebens« wurden die Ergebnisse auf Karteikarten übertragen, nach Geburtsdaten geordnet und schon 1934 in dem Zentralen Gesundheitspaßarchiv GPA zusammengefaßt.
1935 nach nur 8 monaten waren 200 000 Hamburger im GPA erfaßt:
1938, Gliederung:
- 3 000 Homosexuellenakten, die seit 1935 von der Kriminalpolizei an das Gesundheitspaßarchiv abgegeben wurden
- 20 000 Akten der Tuberkulosefürsorge
- 40 000 Fürsorgeakten der Sozialverwaltung
- 250 000 erfaßte Verbrecher bei der Kriminalbiologischen Sammelstelle
- 400 000 Vertrauensärztliche Gutachten der AOK
staatsarchiv hamburg, staatliches Gesundheitsamt
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.103
"Ein derartiges Gesundheitspaßarchiv stellt eine Übersicht dar für alle im Bezirk vorhandenen gesundheitlich interessierenden Akten und Untersuchungsergebnisse.
Der Kreis der hierfür in Betracht kommenden Unterlagen darf nicht eng gezogen werden.(...)Es gehören daher die Ergebnisse der verschiedenen Stellen, die alle zur Mitarbeit herangezogen werden müssen, in diese Sammlung:
- Gesundheitsfürsorgeeinrichtungen der verschiedensten Arten
- wirtschaftliche Fürsorge
- Jugend- und Erziehungsfürsorge
- Ergebnisse der Gerichte
- besondere Vormundschaftssachen
- Unfruchtbarmachungen
- Verurteilungen in Strafprozessen, und zwar lückelos, soweit es sich um Rauschgiftsachen, Gewohngeitsverbrecher oder überhaupt um solche Urteile handelt, in denen eingehendere Persönlichkeitswertungen vorkommen
- vertrauensärztliche und vertragsärztliche Ergebnisse der Trger der Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen
- Beobachtungen der Hitlerjugend, aus Sportvereinen, des Arbeitsdienstes, des Wehrdienstes
- ärztliche Atteste für Beamteneinstellungen
- Ehetauglichkeit
- Examina
- Untersuchungen der Parteiorganisationen und ihrer gesundheitsfürsorgerischen Arbeit...
- Krankengeschichten der Krankenhäuser, Irrenanstalten usw.
Alle diese Stellen können und sollen Auskunft erhalten, wenn sie umgekehrt durch ihre Ergebnisse zur Sammlung beitragen"
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.103
elektronische Gesundheitskarte
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- "Die DAK hat die persönlichen Daten von 200.000 chronisch kranken Patienten an eine Privatfirma weitergegeben, ohne die Betroffenen darüber zu informieren oder überhaupt erst deren Einverständnis einzuholen. Ein privater Dienstleister sollte durch telefonische Beratung chronisch kranker Patieniten zu Kosteneinsparungen bei der DAK beitragen. Daten dieser Art unterliegen jedoch dem Sozialgeheimnis nach § 35 SGB I."
Don't Panic s.76
3.7.1934 entstand das Gesetz zur Vereinheitlichung des Gesundheitswesens
Sterilisationsziffern stiegen steil auf 62 463 im jahr und pendelte sich bei 65000 pro jahr dann ein.
Auf Grundlage des deutschen „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN) vom 14. Juli 1933 wurden zwischen 1934 und 1945 etwa 400.000 Menschen, die sich im Zugriff des Deutschen Reichs befanden, zwangssterilisiert.
- zur Bestimmung der Arbeitskräfte die in den Kriegsdienst können:
- "Den An- und Abmeldevordrucken der Krankenkasse (wird) ein abtrennbarer Zettel angehängt, der nach Eingang der An- und Abmeldungen von der Krankenkasse abgetrennt und dem zuständigen Arbeitsamt weitergeleitet wird. Diese Maßnahme ist für die Instandhaltung der Arbeitsbuchkartei nicht noch genug einzuschätzen"
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.45
Die Reichspersonalnummer
es blieb jedoch bei dem Versuch und Einzelmaßnahmen bevor der Krieg zu Ende ging...
blieb VISION
"Wörter zu ordnen, ergibt viel mehr Fehlerquellen, als Zahlen zu ordenen, und erfordert mehr Verständnis, Kraft und Zeit. Man würde sehr viel Zeit und Arbeit sparen, wenn man die Menschen, die auf den Karteikarten eingetragen sind, nach Zahlen ordnen könnte.
Welche Zahlen aber soll man den einzelnen zuordnen?
Es würde die Umständlichkeit erhöhen, wenn man für jede Karteikarte eine bewondere Schlüsselliste oder eine besondere Suchkatei brauchte, um die Zahlen deuten zu können. Eine Vereinfachung würde erst dann eintreten, wenn jeder Bewohner des Deutschen Reiches eine bestimmte Kennzahl hätte, eine Zahl, die ihn von der Geburt bis zum Tode begleite.(...)
Die Zahl, die jedem Menschen zugeordnet wird, dürfte keine beliebige, zufällige »fortlaufende Nummer« sein. Es müßte eine »sprechende Zahl« sein..."
sprechende Zahlen = Volksnummerung
Die erste Nummer erhält jeder im Deutschen Reich Geborene unmittelbar nach seiner Geburt, wenn er auf dem zustndigen Standesamt als geboren eingetragen wird. Diese Nummer würde zur eindeutigen Kennzeichnug des Menschen nicht genügen, da sie auch bei anderen Standesämtern vorkommt und überdies bei demselben Standesamt in anderen Jahren.
Man müßte daher die Kennzahl so gestalten, daß man aus ihr auch das betreffende Standesamt ersehen kann und das Geburtsjahr. Eine »Standesamtnummerierung« gibt es meines Wissens noch nicht. Aber es gibt Ortsnummerung, die man verwenden kann.(...)
So schlage ich als Kennzahlen zwölfstellige Zahlen folgender Art vor:
- Die erste Stelle der Kennzahl gibt das Geschlecht des Kennzahlträgers an; 1 bedeudet männliches Geschlecht, 2 weibliches.
- Die zweite und dritte Stelle der Kennzahl geben das Geburtsjahr des Kennzahlträgers an.
- Die nächsten Stellen geben den Geburtsort nach dem Ortsnummernverzeichnis des Deutschen Reiches an.
- Die letzten Stellen geben die Nummer an, unter der die Geburt des Kennzahlträgers auf dem Srandesamt eingetragen worden ist.
- Stellen die bei dieser Schreibweise nicht gebraucht werden sind mit Nullen zu besetzen.(...)
Wenn die Kennzahlen eingeführt werden, so würden sie auf allen Papieren, die den Kennzahlenträger betreffen, wiederkehren:
- auf der Geburtsurkunde
- dem Impfschein
- dem Taufschein
- den Schulzeugnissen
- den Berufszeugnissen
- der Kennkarte
- dem Reisepaß und allen sonstigen Ausweisen
- allen Mitgliedskarten und Bescheinigungen
- dem Arbeitsbuch
- dem Gesundheitspaß
- dem Wehrpaß
- dem Ahnenpaß
- u.s.w.
Das brächte eine Karteiverzahnung, ein Aufeinanderabgestimmtsein der verschiedenen Karteien mit sich, die viel Zeitersparnis und Arbeitserleichterung zur Folge hätte...würden Anfragen der einen Karteistelle bei der anderen viel schneller und leichter zu erledigen sein, als es jetzt der Fall ist."
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.118
buch::Götz Aly::Die restlose Erfassung s.47
Elektronische Steuer-ID
„Zum Zwecke der erstmaligen Zuteilung der Identifikationsnummer übermitteln die Meldebehörden dem Bundeszentralamt für Steuern für jeden in ihrem Zuständigkeitsbereich mit alleiniger Wohnung oder Hauptwohnung im Melderegister registrierten Einwohner folgende Daten:
- Familienname
- frühere Namen
- Vornamen
- Doktorgrad
- Tag und Ort der Geburt
- Geschlecht
- Gegenwärtige oder letzte bekannte Anschrift
- zuständige Finanzbehörden
- Übermittlungssperren
- Sterbetag
Das Bundeszentralamt für Steuern speichert diese Daten zu allen Einwohnerinnen und Einwohnern ergänzt um die Steuer-ID, das zuständige Finanzamt und den Todestag. In den „Genuss“ einer Steuer-ID kommen auch alle Neugeborenen. Dies begründet das Bundesfinanzministerium wie folgt:
„Nach dem Einkommensteuergesetz sind natürliche Personen, die im Inland einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, bereits mit der Geburt einkommensteuerpflichtig. Zwar werden diese Steuerpflichtigen im Regelfall noch keine Einkommensteuer schulden, dennoch kommen derartige Konstellationen vor (z.B. bei Kapitalerträgen, die Kinder aus ererbten Vermögen erzielen). Ohne die IdNr. wären solche Fälle nur schwer feststellbar, da die Finanzämter auf Grund der fehlenden steuerlichen Erfassung keine Informationen über den Steuerschuldner hätten.“
Die Steuer-ID bleibt den Einwohnern und Einwohnerinnen ihr Leben lang erhalten, egal ob sie heiraten, ihren Namen ändern, umziehen, ihr Geschlecht umwandeln oder sterben: Sie bleibt noch 20 Jahre nach dem Tod erhalten.
Vernichtung lebensunwerten Lebens
Im Jahr 1920 erschien die Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens". Ihr Maß und ihre Form von Karl Binding und Alfred Hoche,[2] die über medizinische Fachkreise hinaus eine starke Wirkung auch auf Juristen und eine interessierte Öffentlichkeit ausübte. Und bereits 1929 erklärte Adolf Hitler auf dem NSDAP-Parteitag in Nürnberg:
„[…] würde Deutschland jährlich eine Million Kinder bekommen und 700.000 bis 800.000 der Schwächsten beseitigt, dann würde am Ende das Ergebnis vielleicht sogar eine Kräftesteigerung sein.“
Wesentliche Vordenker der Rassenhygiene-Ideologie aus der Zeit vor 1933 waren Ernst Haeckel (1834–1919), Alfred Ploetz (1860–1940), Alfred Hoche (1865–1934) und Karl Binding (1841–1920) sowie Fritz Lenz (1887–1976).
Euthanasia
Die Bedeutung im Sinne von Sterbehilfe deutet sich zum ersten Mal bei Francis Bacon (1561-1626) an. In seinem Werk Euthanasia medica greift das antike Wort wieder auf und unterscheidet darin zwischen der euthanasia interior, der seelischen Vorbereitung auf den Tod, und der euthanasia exterior, die dem leidenden Menschen sein Lebensende leichter und schmerzloser bereiten soll, notfalls unter Inkaufnahme einer Verkürzung des Lebens. Die antike Bedeutung eines leichten Sterbens stand jedoch weiterhin im Vordergrund, wie man anhand von Zedlers Universallexikon (erschienen 1732–54) sehen kann:
Euthanasia: ein gantz leichter und geringer Tod, welcher, ohne schmerzhafte Convulsiones geschieht. Das Wort kommt von ευ, bene wohl, und θανατος, mors, der Tod (Band 08, S. 1150)
Phasen der NS-„Euthanasie“
- „Kinder-„Euthanasie“ von 1939 bis 1945
- Die Zahl der zwischen 1939 und 1945 ermordeten Kinder wird auf mindestens 5.000 geschätzt.
- „Erwachsenen-„Euthanasie“ von 1940 bis 1945
- „Aktion T4“, die zentralisierten Gasmorde von Januar 1940 bis August 1941
- Dezentralisiert durchgeführte aber teilweise zentral gesteuerte Medikamenten-„Euthanasie“ oder Tötung durch Unterernährung von September 1941 bis 1945
- 1941 wurde die Aktion T4, möglicherweise auch wegen des kirchlichen Widerstands, z. B. der Predigten von Bischof Clemens Graf Galen, abgebrochen. Tatsächlich wurde die Tötung von Behinderten und Geisteskranken als sogenannte wilde Euthanasie bis zum Kriegsende in vielen Anstalten fortgeführt. Viele Pflegeheimbewohner wurden zum Beispiel durch systematischen Nahrungsentzug oder die Gabe von sedierenden Medikamenten getötet.
- „Invaliden- oder Häftlings-„Euthanasie“, bekannt als „Aktion 14f13“ von April 1941 bis Dezember 1944
- Erste Phase von April 1941 bis April 1944
- Zweite Phase von April 1944 bis Dezember 1944
- Die „Aktion 14f13", in der Sprache des Nationalsozialismus auch Sonderbehandlung 14f13 bezeichnet, bedeutete die Selektion und Tötung von KZ-Häftlingen. Sie betraf kranke, alte und als „nicht mehr arbeitsfähig“ betitelte KZ-Häftlinge im Deutschen Reich. Etwa 20.000 Häftlinge wurden umgebracht.
- „Invaliden- oder Häftlings-„Euthanasie“, bekannt als „Aktion 14f13“ von April 1941 bis Dezember 1944
- „Aktion Brandt“ von Juni 1943 bis 1945 (von der neueren Forschung jedoch nicht mehr direkt zum „Euthanasie“-Komplex gerechnet.)
- Mit der „Aktion Brandt“, benannt nach Karl Brandt, dem Begleitarzt Hitlers und ab 28. Juli 1942 Bevollmächtigten für das Sanitäts- und Gesundheitswesen sowie ab 5. September 1943 Leiter des gesamten medizinischen Vorrats- und Versorgungswesens, wurden ab 1943 Heil- und Pflegeanstalten für den infolge des zunehmenden Luftkrieges steigenden Bedarf von Ausweichkrankenhäusern in Beschlag genommen. Die Patienten wurden in besonderen Anstalten konzentriert, die in der Mitte des Reiches oder im Osten lagen. Durch gezielte Tötungen mit überdosierten Medikamenten oder Verhungernlassen durch Unterernährung wurde deren Zahl immer weiter drastisch reduziert. Diese Phase nach dem „offiziellen“ Ende der „Euthanasie“ im August 1941 wurde auch als „wilde Euthanasie“ bezeichnet und bedeutete die Ermordung von weiteren etwa 30.000 Menschen.
- „Aktion Brandt“ von Juni 1943 bis 1945 (von der neueren Forschung jedoch nicht mehr direkt zum „Euthanasie“-Komplex gerechnet.)
Nach den neuesten Schätzungen fielen dem „Krieg gegen die Kranken“ etwa 260.000 Menschen zum Opfer.
Gesetze/Gesetzesänderungen/Ermächtigungsschreiben
- Eingeleitet wurde die Entwicklung mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 (RGBl. 1933 I, 529), das eine erzwungene Sterilisation von Menschen mit vermeintlich erblichen Krankheiten vorsah. Insgesamt bis zu 400.000 Männer und Frauen wurden zwangssterilisiert, wobei über 6.000 Menschen zu Tode kamen.
- Durch das „Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 26. Juni 1935 (RGBl. 1935 I, 773) wurde der Schwangerschaftsabbruch bei diagnostizierter Erbkrankheit legalisiert. Hinzu kamen neben der schon bestehenden medizinischen Indikation 1938 die rassische Indikation und 1943 die ethische Indikation.
- Heirat und außerehelicher Verkehr mit „fremdrassigen“ Menschen wurde durch das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ vom 15. September 1935 (RGBl. 1935 I, 1146; dies lief ferner unter dem Wort Rassenschande) verboten.
- In einem weiteren Schritt wurde mit dem „Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes – Ehegesundheitsgesetz“ vom 18. Oktober 1935 (RGBl. 1935 I, 1246) die Eheschließung von Menschen mit einer Erbkrankheit oder geistigen Behinderung mit gesunden und nichtbehinderten Menschen verboten.
- Bald nach Einführung der Kinder-Euthanasie begann die „Euthanasie“ an Erwachsenen. Hitlers Ermächtigungsschreiben, vermutlich im Oktober 1939 entstanden, wurde auf den 1. September 1939 zurückdatiert, um die Sachzwänge des Krieges geltend zu machen.
Quellen:
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